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~*~* Kapitel 1 *~*~
Kindheit und Jugend von Hiranhên

Schon bald, nämlich als er das Baby zum erstenmal gewickelt hatte, hatte er festgestellt, dass es sich um ein Elfenmädchen handelte, das ihm da vor die Tür gelegt wurde. Es störte ihn zunächst nicht weiter, im Gegenteil, er war sogar recht glücklich, Gesellschaft und eine Beschäftigung zu haben. - Und das war sie auf jeden Fall, eine Beschäftigung! - Und ihm wurde plötzlich auch bewusst, wie einsam er doch auf seiner Burg gewesen war, und dass die Zeiten vorbei waren, in denen er vor den Menschen geflüchtet und die Einsamkeit gesucht hatte.
Einige Abende, nachdem sie ihm gebracht worden war, saß er wie gewöhnlich am Kaminfeuer und sah ihr zu, wie sie auf dem dicken Bärenfell liegend mit einem seiner Hunde spielte. Bei den großen grauen Tieren, von denen er drei hatte, handelte es sich um Irische Wolfshunde. Sie hatten zwar eine wirklich beeindruckende Größe und konnten schon recht gefährlich wirken, doch das Baby schien die Grauen sehr zu mögen, was wiederum auch auf Gegenseitigkeit beruhte.
Ihm kam der Gedanke, dass das Mädchen keinen Namen hatte. Und wenn doch, so wusste er ihn nicht.
"Aber du kannst ja nicht einfach namenlos bleiben, Kleine, nicht wahr?"
Sie sah auf und lachte ihn mit leuchtenden Augen an. Dann wandte sie sich wieder dem wuscheligen Fell des Hundes zu.
Berengur stand auf und ging zu dem großen Bücherregal, in dem sich eine - für die Bildungsverhältnisse dieser Zeit - beachtliche Sammlung aller möglichen Bücher befand. Seine Finger glitten über die durch die Zeit dunkel gewordenen Ledereinbände und blieben schließlich auf einem Buch stehen. Er zog es heraus und ging damit zu seinem Sessel zurück.
Die kleine Elfe wurde inzwischen immer müder und wollte nicht mehr spielen. Deshalb kuschelte sie sich an den warmen Leib des Rüden und schlang die kurzen Ärmchen um eins seiner Beine.
Als Berengur nach einiger Zeit von seinem Buch aufsah, schlief sie bereits tief und fest. Plötzlich kam ihm eine Idee wie er sie nennen könnte. Er blätterte in dem Buch auf seinem Schoß. Nach einiger Zeit hatte er gefunden, was er gesucht hatte.
"Hiranhên..." murmelte er. Dann klappte er das Buch zu, stand auf und ging leise zu ihr. Sein grauer Wolfshund sah ihn aufmerksam an, als wollte er sagen: 'Pass auf, dass du sie nicht weckst!'
"Schon gut, alter Junge", sagte er und kraulte die verfilzten Haarbüschel auf dem Kopf des Hundes. Dann beugte er sich zu dem kleinen Mädchen hinunter. "Dann heißt du also "Hiranhên." Er musste zugeben, dass der Name nicht unbedingt sehr einfallsreich war, aber immerhin beschrieb er sie doch ziemlich gut.
Er stand auf und ging zum Kamin. Dort löschte er einen Teil des Feuers, bis es nur noch eine kleine Flamme war. Das Zimmer wurde in Dunkelheit gehüllt und nur der sehr hell leuchtende Mond spendete noch ein dämmriges Licht. Er ging zurück zum Bärenfell und kniete sich neben das schlafende Kindlein. Vorsichtig hob er es hoch. Es murmelte leise im Schlaf und klammerte sich dann instinktiv an sein Gewand.
Ebenso behutsam, wie er das Kind emporgehoben hatte, stand er auf und ging dann langsam in Richtung seines Schlafzimmers. Neben sich spürte er den wachsamen Hund, der keinen Schritt von seiner Seite wich. - Oder war es doch das Kind, an das er sich hielt?
In seinem Schlafraum angekommen empfing ihn eine angenehm frische Luft und bläuliches Mondlicht, das durch die beiden großen Fenster gegenüber der Tür fiel. Er legte die schlafende Elfe sacht in die weichen Kissen seines Bettes und deckte sie zärtlich zu. Dann ging er zum Schrank und begann, sich auszukleiden und sein Nachtgewand anzuziehen.
Er ging zum Bett und betrachtete liebevoll das helle Gesichtchen zwischen den Decken und Kissen.
"So sollst du dann also heißen: Hiranhên!" wiederholte er noch einmal und gab ihr einen Gutenachtkuss. Anschließend legte er sich schlafen.

Noch bevor Hiranhên laufen konnte, wurde sie von Berengur zum ersten Mal auf eines seiner Pferde gesetzt. Er bemerkte sofort, dass sie ein Gespür für diese Tiere zu haben schien, denn es hatte den Anschein, dass sie sich auf dem breiten Rücken des kräftigen Hengstes sehr wohl fühlen würde.
Berengur schwang sich hinter seiner Tochter auf den bloßen Rücken des großen Braunen und ergriff mit einer Hand die Zügel. Mit der anderen hielt er sie fest, damit sie nicht hinunterglitt, wenn Baramlug sich in Bewegung setzte. Nach einigen Runden durch den Innenhof der Burg bemerkte er allerdings, dass dies überflüssig war, da sie sich selber ausbalancieren konnte und sich zudem an der dichten schwarzen Mähne festhielt.
Mit einem leichten Schenkeldruck veranlasste er sein Reittier zum Antraben. Hiranhêns helles Lachen erklang in den Mauern der Festung. Reiten machte ihr offenbar Spaß.
Er ritt noch öfters mit ihr zusammen im Hof herum und setzte sie auch einige Male alleine aufs Pferd, bis er der Meinung war, dass sie sich von selbst halten konnte. So sattelte er ein weiteres Pferd für sich und schwang sich in dessen Sattel. Er pfiff nach seinen Hunden und ergriff die Zügel des Reittieres seiner Tochter. Zusammen verließen sie die schützenden Mauern von Lhûgidh und ritten zusammen in die Wälder.
Mit vier Jahren konnte sie ihr Ross bereits alleine lenken und mit sieben Jahren erlaubte er ihr auch kurze Ausritte nur in Begleitung eines oder mehrerer Hunde, die er allerdings von einem Turm der Burg besorgt überwachte und von fernem aufpasste, dass ihr nichts geschah. - Wobei er sich darum eigentlich keine Sorgen zu machen brauchte, da sie selber gespürt hätte, wenn Gefahr im Anmarsch gewesen wäre.

Er brachte Hiranhên bald lesen und schreiben bei, sowie auch ihre eigentliche Muttersprache, die Elfensprache Sindarin, die er wiederum früher von einem Waldläufer gelernt hatte. Sie lernte schnell und konnte sich auch bald in dieser Sprache fast fließend verständigen.
Doch ihr Lieblingsunterricht fand in der Natur statt, wenn er ihr die verschiedenen Pflanzenarten und ihre Verwendungszwecke, sowie die einzelnen Tierarten erklärte, von denen ihr die Pferde am liebsten waren.
Auch war es ihm sehr wichtig, dass sie von vornherein über ihr Schicksal aufgeklärt war und nicht in der Lüge aufwuchs, dass er ihr richtiger Vater sei. Zum einen, weil es ihm wichtig war, dass sie ihn liebte als das, was er eben war: ihr Ziehvater. Und zum anderen hätte er sie wahrscheinlich angelogen, wenn er gesagt hätte, dass sie nur eine Halbelfe sei. Wobei er sich da selber nicht sicher war, da er ja weder von ihrer Mutter noch von ihrem Vater etwas wusste.

Als Hiranhên älter wurde, bemerkte er bei einigen Gelegenheiten, dass es vielleicht einfacher gewesen wäre, wenn man ihm damals einen Jungen vor die Tore gelegt hätte. Doch andererseits verhielt sie sich in einigen Gelegenheiten auch eher wie ein Junge. Den Grund dafür vermutete er in seiner eben mehr "männlichen" Erziehung, die neben dem Reiten - was in diesen Zeiten zwar nicht allein den Männern vorbehalten war, doch weitaus weniger von Frauen betrieben wurde - auch einige Grundübungen im Schwertkampf und der für Elfen ja geradezu typischen Disziplin, dem Bogenschießen beinhaltete.
Mit zwölf Jahren nahm er sie bereits mit zur Jagd. Wobei sie sich allerdings weniger am eigentlichen Jagen beteiligte, als vielmehr mit ihrem ausgeprägten Sehvermögen und dem ebenfalls sehr guten Gehör nach der Beute Ausschau hielt.
Auf einer dieser Jagden - Hiranhên war bereits siebzehn Jahre alt - zügelte sie plötzlich ihr Pferd, einen jungen Fuchshengst mit dem wohlklingenden Namen Narumîr, den sie zum sechzehnten Geburtstag von ihrem Vater geschenkt bekommen hatte.
"Was hast du?" fragte Berengur, wendete seinen Hengst und ließ ihn ebenfalls anhalten.
"Hier stimmt was nicht..." murmelte sie unsicher. Ihre Haltung war angespannt, als sie in den Wald hinein horchte. Gleichzeitig kniff sie die Augen leicht zusammen, um zwischen den Bäumen besser sehen zu können.
"Ach, Unsinn. Es ist doch alles ganz normal", winkte Berengur ab und wandte sein Pferd wieder zum Gehen. Doch genau in dem Augenblick zischte ein Pfeil an seinem Bein vorbei und blieb im dicken Leder des Sattels stecken. Vor Schreck machte Baramlug einen Satz nach vorne und blieb dann tänzelnd stehen. Hiranhêns Hengst ging vorne leicht hoch und es schien, als wollte er durchgehen, doch sie konnte ihn wieder beruhigen, als kurz darauf ein weiterer Pfeil an ihrem Kopf vorbeizischte.

"Wir müssen vom Weg runter!" rief Berengur seiner Tochter zu und lenkte auch schon sein Reittier in die entsprechende Richtung. Hiranhên duckte sich dicht über Narumîrs Hals und manövrierte ihn genau in die entgegengesetzte Richtung, nämlich auf den oder die Angreifer zu. Sie wollte der Sache auf den Grund gehen und konnte es nicht einfach tolerieren, dass sie aus dem Hinterhalt angegriffen wurde.
Kurz darauf sah sie auch den Schützen: Es handelte sich anscheinend um einen Soldat aus einem fremden Land, denn seine Kleidung war nicht üblich für diese Gegend, wies jedoch eindeutige Hinweise drauf auf, dass er weder Ritter noch Adliger noch Bauer war, sondern etwas dazwischen.
Als er Hiranhên heranpreschen sah, ließ er schnell seinen Bogen sinken und versuchte, davonzukommen. Doch natürlich war sie schneller auf ihrem Pferd. Sie schwang schon ihr Schwert, das sie an der mit Lederfetzen geschützten Klinge festhielt und versetzte ihm schließlich mit dem schweren Griff einen harten Schlag auf den Hinterkopf. Er verlor für einen Augenblick das Bewusstsein und fiel zu Boden. Als er binnen kurzem wieder zu sich kam, war Hiranhên schon aus dem Sattel gesprungen und hielt ihm ihr Messer an den Hals. Er zog es vor, erstmal keinen Widerstand zu leisten, als er den Druck des kalten Metalls an seiner Kehle spürte.
"Warum hast du uns angegriffen?" fauchte Hiranhên ihn an.
Der Gefragte schwieg. Sie verstärkte den Druck auf seinen Hals. "Sicher, dass du nicht antworten willst?"
Er schluckte kurz, bevor er antwortete. "Ihr tötet mich doch sowieso nicht! Ihr seid ein Mädchen!" meinte er abfällig, aber trotzdem mit einem leichten Zittern in der Stimme.
Hiranhên bewegte das Messer schnell über seine Haut und die scharfe Klinge ließ einen dünnen Streifen zurück, aus dem kurz darauf etwas Blut sickerte. Sie war der Meinung, dies würde mehr sagen als Worte. Und so war es auch.
"Mein ... Herr hat mich geschickt. Ich sollte Euch nicht töten, nur ein bisschen erschrecken! Ehrlich!" Er schnappte nach Luft.
"Und warum?" forschte sie weiter.
"Ich weiß es nicht! Er spricht nie über seine Gründe, er erteilt nur Befehle!"
"Dann geh zurück zu deinem Herrn und sage ihm, wenn er etwas gegen uns hat, soll er uns persönlich aufsuchen und nicht seine Lakaien vorsch...!" Weiter kam sie nicht, denn aus der Richtung, in die ihr Vater geritten war, hörte sie plötzlich Kampflärm. Erschrocken sah sie auf. Der am Boden Liegende nutze dies, um sich gegen sie aufzubäumen und sie zurück zu stoßen. Er wollte zu ihrem Pferd und selber aufsitzen, doch das Tier schreckte vor dem Fremden zurück und trat nach ihm aus. Hiranhên griff nach einem neben ihr liegenden Stein und warf ihn nach dem Kopf des Mannes. Er traf ihn an der Schläfe und hinterließ eine Schramme. Wie ein nasser Sack sank der Mann zusammen. Hiranhên konnte sich nicht um ihn kümmern, sie musste ihrem Vater helfen. Denn sie vermutete zu Recht, dass er in Schwierigkeiten war. Eilig schwang sie sich in den Sattel, während ihr Pferd schon im Begriff war, loszulaufen.
Als sie an den Ort des Kampfes kam, sah sie, wie eine Horde Reiter davon galoppierte und Baramlug etwas hilflos herum stand. Das Gras war niedergetrampelt und an einigen Stellen blutbefleckt. Der Langbogen ihres Vaters lag zerbrochen auf dem Boden. Von ihm selber fehlte jede Spur.
"Vater!" rief sie erschrocken. Da vernahm sie ein Stöhnen hinter sich. Hastig wendete sie ihr Pferd und sah ihn im Gebüsch liegen. Er war über und über mit Blut bedeckt. Schnell sprang sie vom Rücken ihres Hengstes und kniete sich neben ihn.
"Vater! Was ist passiert? Wer waren die?" Sie half ihm hoch, damit er aufrecht sitzen konnte. Dabei verzog er sein Gesicht vor Schmerzen und stöhnte abermals.
"Ich ... weiß ... es nicht."
"Glaubst du, sie kehren zurück? - Mit Verstärkung?"
"Nein. ... Es waren ... zu ..." Sein Gesicht verzog sich abermals vor Schmerzen. " ... zu viele ... für ... mich. Ich ..."
"Sprich jetzt nicht so viel", unterbrach ihn Hiranhên. "Glaubst du, du kannst reiten?"
Er warf einen Blick zu seinem großen Hengst, der zu dem Schluss gekommen zu sein schien, dass ihm keine Gefahr mehr drohte und friedlich graste. "Ja ... ich ..." Weiter kam er nicht, da Hiranhên ihm half, aufzustehen und das seine ganze Energie benötigte. Er humpelte, von ihr gestützt, zu seinem Pferd, das ihn aufmerksam musterte. Er verharrte einige Zeit mit der Hand auf dem Sattel und schnaufte kräftig durch. Dann zog er sich mit allergrößter Mühe und von seiner Tochter unterstützt, in den Sattel. Als er oben saß, schwankte er bedenklich und sie glaubte schon, er würde jeden Augenblick wieder herunter fallen, doch er konnte sich halten und griff nach den Zügeln.
Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass er relativ sicher im Sattel saß, ging sie zu ihrem Pferd und saß auf.
Langsam ritten die beiden heim, wobei Hiranhên doppelt aufmerksam war, weil sie befürchtete, die Reiter würden ein weiteres Mal auftauchen. Doch es geschah nichts dergleichen und sie kamen ohne weitere Zwischenfälle auf Lhûgidh an.
Unter Anleitung ihres Vaters verarztete sie seine Wunden so gut es mit den zur Verfügung stehenden Mitteln eben ging. Sie war froh, dass er bei Bewusstsein war, denn ohne Hilfe hätte sie es nicht geschafft, ihn zu pflegen, da sie so gut wie keine Ahnung von erster Hilfe hatte, und er wäre wahrscheinlich an einer Blutvergiftung oder Entzündung gestorben.

Nach einigen Wochen hatte Berengur sich von seinen Verletzungen wieder erholt. Nur einige Narben erinnerten noch an den Zwischenfall im Wald. Das Leben ging wieder fast seinen normalen Gang. Fast...
Eines Abends kam Hiranhên zu ihrem Vater und unterbreitete ihm, dass sie losziehen wollte, um die Reiter zu finden und sie für diese ehrlose Tat zur Rechenschaft zu ziehen.
"Aber du kannst doch alleine nichts gegen sie ausrichten. Es waren mindestens sieben, die mich angriffen!" gab er zu bedenken.
Sie schwieg. Darüber hatte sie auch schon nachgedacht. "Aber ich will zumindest wissen, wer diese Verbrecher sind und warum sie uns angegriffen haben. - Mein Gefühl sagt mir, dass es nicht eine einfache Räuberbande war, die uns 'nur' überfallen wollte..."
"Mmh..." Sein Gesicht wurde bekümmert.
"Weißt du etwas, das ich nicht weiß? Verbirgst du etwas?" fragte sie misstrauisch.
"Ich habe vor dir noch nie etwas verborgen und ich habe auch nicht vor, dies zu tun." gab er ruhig zurück.
"Was bedrückt dich dann?"
"Es ist... Ich kenne deinen Willen und weiß, dass du dich nicht davon abbringen lassen wirst, dies zu tun. Dafür hast du schon zu lange darüber nachgedacht. Ich weiß auch, dass du es dir gut überlegt hast. - Aber es macht mir Sorgen, dass du nie unter Menschen warst. - Und das ist meine Schuld, denn in meinem Egoismus habe ich dich hier draußen gefangen gehalten..."
"Das stimmt nicht! Ich weiß, dass ich jederzeit hätte gehen können, wenn ich gewollt hätte. Und du weißt das auch. Du hättest mich gehen lassen."
Er schmunzelte. "Naja, bis zu einem gewissen Alter wohl eher nicht..."
Auch sie musste leicht schmunzeln. "Ja, natürlich..."
Sie schwiegen eine Weile.
"Und du bist dir ganz sicher, dass du gehen willst?" Er sah sie hoffnungsvoll an.
"Ja", sagte sie fest. "Es lässt mir keine Ruhe. Und ich weiß, dass ich rastlos sein würde, ginge ich nicht los."
Er seufzte schwermütig. "Tu mir nur einen Gefallen."
"Welchen?" Wenn er nicht sagen würde, sie solle bleiben, würde sie ihm jeden Gefallen tun.
"Bleibe noch bis zu deinem achtzehnten Geburtstag. Das sind noch drei Monate. Ähnlich lange würdest du sowieso brauchen, wenn du alles gut vorbereiten willst."
Hiranhên zögerte. In diesen drei Monaten konnte viel passieren. Doch andererseits bedeutete Zeit, wie Menschen sie empfanden, für sie selber nicht viel und so stimmte sie schließlich zu: "Gut, Vater. Ich werde solange bleiben."
Er seufzte erleichtert auf und nahm sie ihn die Arme. "Meine Tochter..." murmelte er.
Die drei Monate vergingen schnell und der Tag des Abschieds rückte immer näher. Obwohl Hiranhên fester denn je überzeugt war, dass sie gehen würde, wünschte sie, sie könnte noch mehr Zeit mit ihrem Vater verbringen. Doch andererseits zog es sie auch hinaus, ins Abenteuer.
Es war ein wunderschöner Herbsttag, an dem die Sonne noch recht warm schien, als sie schließlich schweren Herzens voneinander Abschied nahmen. Sie wussten beide, dass es ein Abschied für immer sein könnte, wenn etwas schief ging, doch sie hatten auch die Hoffnung, dass alles gut enden würde und sie sich schon bald wieder in die Arme schließen konnten.
Hiranhên versprach, dass sie auf sich aufpassen werde und sobald wie möglich zurück sein wolle. Ihr Vater wiederum gab ihr die Zusicherung, dass er ihr, wenn er könne, jederzeit helfen würde.



Und so ritt das Elfenfindelkind Hiranhên fort von der Burg ihres Ziehvaters und begann den langen Ritt zur nächsten Stadt. Dort wollte sie sich erst einmal umhören, ob die Reiter unter den Menschen bekannt wären und wenn ja, wer sie waren, woher sie kamen und vor allem ob sie in den Diensten von jemandem standen oder auf eigene Faust handelten. Denn wenn jemand Mächtigeres sie befehligte, dann konnte das unter Umständen ein ernsthaftes Problem für Hiranhên werden.

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© by Opium-Angel - 2002